Von großen Männern und kleinen Katzen

Karl Lagerfeld sagte über seine von ihm liebevoll umsorgte und extrem verwöhnte Samtpfote, dass er sich nie gedacht hätte, „dass ich mich so in eine Katze verlieben könnte“. Der beste Freund des Mannes ist nicht immer der Hund, sondern häufig ein schnurrendes eigenwilliges Wesen. Unter den Katzenmännern befinden sich bedeutende Erfinder, Künstler, Denker und Schriftsteller von einst und jetzt. Ihnen standen nicht weniger bedeutende Katzengeschöpfe zur Seite.

Teil 1

Es sind nicht immer Hunde, die Männer begleiten und inspirieren. Seit Jahrhunderten teilen ganze Legionen fortschrittlich denkender Männer ihre Bibliotheken und Ateliers mit einer oder gleich mehreren Samtpfoten. Die Verbindung der Männer zur Katze währt seit Jahrtausenden. „Denken wir nur an die Tempel im alten Ägypten, wo Priester Statuen der Bastet anbeteten, jener Katzengöttin, die die Ägypter vor Krankheiten beschützte“, erzählt Sam Kalda. „Wenn eine Katze starb, rasierten sich die Ägypter die Augenbrauen ab – ihre Kultur war eine wahrhaft katzenverrückte.“

„Und in letzter Zeit wagt sich ein bislang unbekannter Teil der Bevölkerung sogar aus dem sprichwörtlichen Katzenkörbchen hinaus und bekennt sich offen zur Katzenliebhaberei – und damit zum Schnurren, Miauen und wohligen Augenzukneifen ihrer Gefährten“, schreibt Sam Kalda in seinem Buch „Von Männern und ihren Katzen“.

Darin beschreibt er die größten Katzenliebhaber der Geschichte. Von Ernest Hemingway, Mark Twain, Maurice Ravel über Andy Warhol, Marlon Brando bis zu Freddy Mercury oder Jean Cocteau. Es sind Portraits von berühmten Männern, die außergewöhnliche Katzenliebhaber waren und sind. Aber auch ihrer Samtpfoten selbst, die ihren Teil zur Großartigkeit ihrer Männer beigetragen haben.

Karl Lagerfeld

Der vor kurzem mit 86 Jahren verstorbene Modeschöpfer hatte viele Musen – wunderschöne Models. Seine wichtigste Muse fand er erst im Alter von 77 Jahren mit Choupette, was er mit „Schnuckelchen“ übersetzte. Es ist eine verhätschelte, langfellige Birma Katze. Er verliebte sich in sie, als er für einen Freund auf sie aufpassen sollte. „Seither hat er keine Kosten und Mühen gescheut, um ein ganz extraordinärer Katzenmann zu werden“, so der Autor. Wenn Lagerfeld zuhause in Paris war, speiste Choupette gemeinsam mit ihm auf Designerporzellan. Übrigens: Choupette liebt teuren Kaviar und hatte zudem zwei Dienstmädchen, die Tagebuch führten über ihre Aktivitäten, Mahlzeiten und Stimmungen. Allein in den ersten neun Monaten wurden so mehr als sechshundert Seiten gefüllt. Darüber hinaus hatte sie einen eigenen Bodyguard und reiste stets per Privatjet.

So verwöhnt sie auch ist, Choupette war zu Lebzeiten ihres Besitzers überaus fleißig und erfolgreich. Als offizielle Markenbotschafterin von Chanel hat sie mehrere Social-Media-Accounts mit zehntausenden Followern. In ihrem Buch „Choupette: Aus dem Leben einer Katze an der Seite von Karl Lagerfeld“ gibt sie Tipps in Sachen Mode, Reisen und Luxusleben. Als Model hat Choupette, die im August acht Jahre wird, 2014 mit nur zwei Engagements vier Millionen Dollar verdient. Um ihr Wohlergehen muss man sich keine Sorgen machen, sie hat ja selbst ein umfangreiches Vermögen.

Mark Twain

Der Vater der amerikanischen Literatur und Schöpfer von Tom Sawyer & Huckleberry Finn hat uns zahlreiche Zitate über seine geliebten Katzen hinterlassen. Er lebte von 1835 bis 1910 und war einer der geistreichsten Menschen des 19. Jahrhunderts. „Ein Heim ohne Katze – und zwar eine wohlgenährte, gutgepflegte und ordentlich verwöhnte Katze – mag zwar auch vollkommen sein, doch wo ist der Beweis?“ Er gab elf Samtpfoten ein Zuhause.

Man erzählt sich, dass Twain einmal auf die Katze seiner Tochter aufpasste. „Die elegante schwarze Katze wurde schnell zu seinem Liebling. Bambino – so hieß sie – lebte dann bei Twain in New York und verschwand eines Tages plötzlich. Nachdem erste Suchaktionen erfolglos blieben, schaltete Twain eine Annonce in der Zeitung und setzte sogar einen Finderlohn aus“, so Kalda. Seine Hausangestellte Katy Leary berichtete, dass der Strom von New Yorkern, die Twain Katzen brachten, gar nicht mehr abriss. Bambino selbst wurde einige Tage später auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckt und nach Hause gebracht. Laut Leary war Twain „hocherfreut“ und inserierte umgehend, dass die Katze wiedergefunden war! Aber die Leute kamen trotzdem mit allen erdenklichen Katzen, sie taten alles, um nur den kleinsten Blick auf den Meister zu erhaschen.

Freddie Mercury

Der extravagante Queen-Sänger ist seit 28 Jahren tot, doch seine unverwechselbare Stimme und die einzigartigen Songs begleiten uns nach wie vor. Der im Vorjahr gedrehte Film über sein Leben wurde mit einem Oscar ausgezeichnet. Mit seinem Stimmumfang von vier Oktaven und seinem ungewöhnlichen Stil ist Freddie Mercury bis heute einer der aufsehenerregendsten Rockstars des 20. Jahrhunderts. Kalda: „Mercury war ein Katzenmann erster Güte. Zeit seines Lebens fühlte er sich seiner Katzenfamilie, zu der Oscar, Delilah, Miko, Romeo und Goliath gehörten, zutiefst verbunden.“ Seine Herzenssamtpfote war Delilah, die er sogar zur Namensgeberin und gleichzeitig zum Thema eines Songs auf dem 1991er Queen-Album „Innuendo“ machte.

War Freddie Mercury auf Tour, rief er regelmäßig seine beste Freundin an, die gleichzeitig seine Katzen-Sitterin war, um mit den Tieren zu sprechen. Die Freundin hielt also den Telefonhörer an pelzige Ohren, damit die Katzen seine Stimme wahrnehmen konnten. Mercury war bekannt dafür, seine Freunde und Lieben mit ausgefallenen Geschenken zu beglücken. Auch die Katzen. Zu Weihnachten bekam jede eine eigene Geschenksocke, vollgestopft mit Leckerlis und Spielzeug.

Als es dem Künstler gesundheitlich immer schlechter ging, waren ihm seine Katzen großer Trost. Auf dem letzten bekannten Porträtfoto trägt er ein Seidenhemd, das über und über mit Katzen bedruckt ist. Nachdem sein Leben 1991 von Aids so tragisch vorzeitig beendet wurde, lebten seine Katzen weiter bei der Freundin in der Londoner Wohnung. Über Jahre hinaus behaupteten Fans, sie hätten Delilah auf der Fensterbank liegen sehen. Sie habe in die Sterne hinaufgeschaut und nach Merkur Ausschau gehalten, dem hellsten der vergänglichen Lichter am Nachthimmel.

In Teil 2:

Sir Winston Churchill, Nikola Tesla, Ernest Hemingway, Marlon Brando 

Buchtipp: Sam Kalda: „Von Männern und ihren Katzen“ – Die größten Katzenlieber der Geschichte, Insel-Verlag,