Altsein gehört auch zum Leben

Hunde und Menschen verbindet im Alter besonders viel. Zum einen ist es die Lebenserfahrung, manchmal sogar Weisheit. Und außerdem braucht es weniger Bewegung und dafür mehr Beständigkeit und regelmäßige Abläufe. Es geht nicht mehr um große Ziele, sondern um gemeinsames Erleben und Entdecken dessen, was noch möglich ist.

 

Es sei etwas ganz Besonderes, von Hunden gemocht zu werden, sagt Axel Bethke. „Es ist die zuverlässigste, haltbarste Zuwendung, die ein Mensch haben kann.“ Der ehemalige Sozialarbeiter ist jetzt 70 Jahre alt und hat – wie schon immer – Hunde an seiner Seite. Nur, dass es heute ältere Vierbeiner sind. Der zwölfeinhalb Jahre alte Grassy landete im Tierheim, weil sein Herrchen ins Altenheim musste. Axel Bethke nahm den – auf Menschenjahre umgerechnet – etwa gleichaltrigen Grassy zu sich und beschloss, dem Hund das zu geben, was auch er hat: einen erträglichen, geruhsamen Lebensabend. Das Tier dankt es ihm mit Freude, Zuneigung und treuer Verbundenheit.

„Grassy, der alte Spanier, ist löwenfarbig, sehr langhaarig, sehr dick, sehr alt. Er hat die Größe eines lang gezogenen Igels.“, schreibt Axel Bethke humorvoll in seinem Buch „Altsein ist auch nur ein Teil vom Ganzen“. Auch sonst hatte der Hund einige Wehwehchen, die von Herrchen und Tierarzt behandelt wurden. Die zehnstufige Treppe zur Veranda war eine Riesenhürde für Grassy. „Er erklimmt sie in der unnachahmlichen Fortbewegungsart einer dicken Raupe“, so der Autor. Aber wenn er oben angekommen ist, freut er sich dermaßen, dass er mit dem ganzen Körper wedelt. „Sein Ja zum Leben und diese Fröhlichkeit sind einfach beispielhaft“, freut sich das Herrchen. „Je näher du dem Ende kommst, sagt mir der kleine Hund, um so ausgiebiger solltest du dich freuen, wenn es dein Inneres anbietet.“ Tiere kennen eben keine bösen und keine hinterhältigen Taten, nur notwendige.

Tiere machen das Leben schöner

Grassy, er ist heute 15, hatte auch kein Problem, mit Hündin Kira, heute 12, die schon da war, als er aufgenommen wurde. „Das Leben mit den beiden ist herrlich. Da kann einem sogar das Klagen vergehen“, schwärmt der alleinstehende Axel Bethke.

Wir Menschen werden immer älter. Der steigenden Lebenserwartung stehen sinkende Geburtenraten gegenüber. Es kommt zu Überalterung und Vereinsamung. Dadurch werden Heimtiere für die Gesellschaft immer wichtiger. Vor allem der wachsenden Zahl von Alleinlebenden bieten Heimtiere wohltuende Gesellschaft – manchmal sind sie sogar Partner- und Kinderersatz. Tiere geben Zuneigung und eine Aufgabe, sie bauen Stress ab und erleichtern die Kontaktaufnahme mit anderen Menschen. Und: Sie sorgen für regelmäßige Bewegung. Das tut dem Körper gut, denn Hundebesitzer gehen um 15 Prozent seltener zu Arzt. Sie haben weniger Übergewicht und ein stabileres Herz-Kreislaufsystem.

Millionen älterer Menschen können nicht irren. 44 Prozent der Tierhalter gehören der Generation 50plus an, 32 Prozent sind 60plus – Tendenz steigend. Nach einer Umfrage wollen 90 Prozent aller Hunde- und Katzenhalter in Deutschland und Österreich im Alter nicht ohne ein Heimtier leben. Überraschend dabei ist, dass sich besonders junge Tierhalter zwischen 18 und 39 Jahren ihren Lebensabend nicht ohne ein Tier vorstellen können. Das zeigt, dass junge Menschen Tiere als beständige Partner ansehen und brauchen.

Auch Hunde werden immer älter

Altern ist ein komplexer biologischer Prozess. Wie der Mensch werden auch Tiere immer älter. Das bringt aber nicht nur Nachteile mit sich. Ältere Menschen und auch Hunde stellen andere Ansprüche an das Leben, sie kommen mit Stresssituationen nicht mehr so gut zurecht, sind nicht mehr so beweglich wie früher und brauchen mehr Ruhe und Gemütlichkeit. Dass es da und dort zwickt, braucht ja nicht extra erwähnt zu werden. Aber: Das Älterwerden ist ein individueller Prozess. Und es gibt viele Hunde, die scheinbar nicht altern. Sie bleiben ziemlich fit und lebendig. Anderen sieht man das Rentenalter an, sie bekommen graue Haare um die Nase und werden gemütlicher. Das sind doch ideale Begleiter für Menschen, die schon älter sind und denen es ähnlich geht.

Solange der Hund keine schweren Leiden hat, kann er jede Menge Spaß und Freude bis ins hohe Alter haben. Denn auch die Lebenserwartung der Hunde hat sich enorm erhöht. 35 Prozent der gesamten Hundepopulation setzt sich aus älteren Hunden zusammen. 1964 etwa waren es nur 24 Prozent.

Hunde und Menschen verbindet im Alter besonders viel. Lebenserfahrung und eine gewisse Weisheit. Beide haben auch keine unerfüllbaren Erwartungen, sondern genießen das Gute und Schöne in vollen Zügen, um dann das Schlechtere verkraften zu können. Axel Bethke beschreibt sich selbst als altersarm. Er lebe abgeschieden, habe wenig Geld und Menschen. “Aber ich habe zwei Hunde. Die geben und nehmen, was wir brauchen. Zärtlichkeit und Bewegung. Sie zeigen die interessanten Dinge der Jahreszeiten und beweisen, dass mich meine Menschenarmut nicht traurig macht.“ Es geht ihm gut, er ist zufrieden.

 

Diese Vorteile bringt ein Tier im Alter

 Für das körperliche Wohlbefinden:

O Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes.

O Senkung des Blutdrucks.

O Positive Veränderung des Schmerzempfindens.

O Stärkung des Bewegungsapparates.

Für die die Seele:

O Freisetzung von Glückshormonen.

O Lebensfreude und Ausgeglichenheit.

O Stressabbau.

O Beruhigung des Nervensystems.

Für das Soziale:

O Verantwortung für ein Tier und eine Aufgabe.

O Klare Struktur des Tagesablaufs durch die Bedürfnisse des Tieres.

O Kontaktherstellung über Tiere.

O Austausch von Zärtlichkeit.