Wie sich Katzen dem Menschen mitteilen

Samtpfoten sind die beliebtesten Haustiere. Obwohl sie sich nur schwer unterordnen und Befehle prinzipiell ignorieren, gehen sie eine innige Beziehung mit dem Menschen ein. Sie sind Lebenspartner, Spielgefährten, Therapeuten – und manchmal auch Hellseher. Katzen sind anpassungsfähig und klug.  Sie sind einfach genial.

Menschen umgeben sich freiwillig mit Wesen, von denen sie in den Augen vieler Nichttierhalter eigentlich keinen Nutzen haben. Gut, Hundebesitzer haben das Argument der Bewegung auf ihrer Seite, aber was ist mit den Katzenfreunden? Ihre Stubentiger machen ihnen oft das Leben schwer, zerkratzen Möbel, hinterlassen überall Haare und benützen nicht immer das Katzenklo. Weshalb also halten sich Menschen Haustiere? „Weil es menschlich ist“, sagt Katzenforscher Dennis C. Turner, „Heimtiere werden in allen Kulturen als Gefährten gehalten. Denn Haustiere haben für uns sehr wohl einen Nutzen. Sie bringen viele Vorteile, auch gesundheitliche.“

Katzen haben ein enormes Anpassungstalent, schließlich mussten sie ihr naturgegebenes raubtierhaftes  Einzelgängertum im Zusammenleben mit dem Menschen radikal ändern. Erfolgreich passten die Nachfahren der Wildkatze etwa ihre Nachtaktivität menschlichen Schlafgewohnheiten an und schlummern ebenfalls durch – am liebsten im Bett ihrer Besitzer. Beschleunigt hat diesen Anpassungsprozess ihre großartige Auffassungsgabe. „Es reicht, ihnen in einer fremden Wohnung nur einmal kurz den Standort von Futternapf, Katzenklo, Körbchen und Kratzbaum zu zeigen, und sie finden alles auf Anhieb wieder. So schnell kapieren im Haustierreich nur noch die Brieftauben“, erklärt Turner. Und: „Das Verhältnis von Mensch und Katze hat alle Merkmale einer echten Sozialpartnerschaft. Je bereitwilliger der Mensch die Interaktionswünsche seiner Katze erfüllt, also mit ihr spielt, schmust, redet und sie füttert, desto bereitwilliger erfüllt diese im Gegenzug die Wünsche ihres Menschen. Es ist ein Geben und Nehmen. Eines passiert aber auch nach 3000 Jahren ihrer Domestizierung nicht: Eine Unterordnung. Die Katze ignoriert Befehle und lässt sich nicht dressieren. „Mit Strafen und Strenge geht bei ihr nichts“, sagt Turner. Sie will als Partner behandelt werden.

Wie sich Mensch und Katze ergänzen

Miezen wollen vom Menschen nicht nur Futter, sondern eine Beziehung auf Gegenseitigkeit. Und das nicht nur bei Sonnenschein. Vor allem in Lebenskrisen sind Stubentiger die idealen Haustiere. Ihr Schnurren und ihre Zuneigung beruhigen und unterstützen Heilungsprozesse. Katzen können mit ihren Besitzern kommunizieren. Sie sind in der Lage, sich durch Schnurren, Mauzen, Schreien und ihre Körpersprache dem Menschen mitzuteilen. Je nach Tonlage unterstreichen sie ihre Forderungen oder teilen ihre Stimmung mit.

Sie sind nicht nur gute Partner, sondern auch hervorragende Therapeuten, weil sie feine Sensoren für die Befindlichkeit des Menschen haben. Turner: „So konnten wir etwa zeigen, dass eine Katze ähnlich wie der Ehepartner eines depressiven Patienten funktioniert: Sie ist bereit zu interagieren, wenn der Patient bereit ist, Hilfe anzunehmen. Katzen werden deshalb vor allem in der Psychotherapie eingesetzt; praktisch jede psychiatrische Klinik hält Katzen.“

Eine Studie zeigte, dass Katzenbesitzer mit Arbeitslosigkeit oder einer Trennung  besser umgehen konnten als andere und dass jene mit einer schweren Krankheit weniger Medikamente für die Genesung brauchten. Katzenschnurren senkt den Blutdruck, gleichzeitig schüttet das Gehirn vermehrt den Neurotransmitter Serotonin aus. Das so genannte Glückshormon gleicht die Psyche aus und unterstützt den Schlaf-Wach-Rhythmus. Manche Samtpfoten können noch mehr. So konnte Kater Oscar in einem französischen Seniorenheim den nahenden Tod vorherahnen. Legte sich Oscar zu einem Bewohner, lebte dieser nur noch wenige Stunden. Das Heimpersonal benachrichtigte deshalb sofort die Angehörigen, wenn Kater Oscar sich nahe an einen Patienten schmiegte.

Zwischen Mensch und Mieze entwickeln sich im Laufe der Jahre starke Bindungen und Emotionen, die sich mit Verhaltensmustern, Ritualen und Routinen eines alten Ehepaars vergleichen lassen. Das gilt vor allem für Frauen, weil sie sich intensiver mit den Tieren beschäftigen. Weshalb Männer das nicht tun, liegt vermutlich an den männlichen Hormonen, den Androgenen. Sie stehen mit geringerer sozialer Aktivität in Verbindung.

 

So sind Mensch und Katze froh

Die Katze ist ein Kuscheltier: Wenn sie ihre Ruhe haben will, sollte das akzeptiert werden.

Ruhig Blut: Katzen mögen weder Hektik noch Krach. Und schon gar keinen Staubsauger.

Spielen: Ja, so oft wie möglich, so oft sie will!

Rückzug: Bieten Sie ihr entsprechende Rückzugsorte und gönnen Sie ihr dort den Frieden. Vor allem, wenn Besuch kommt und die Katze Fremde nicht schätzt.

Feines Futter: Verwöhnen Sie ihre Katze, aber übertreiben Sie nicht mit den Leckerlis, damit sie fit bleibt und nicht zunimmt.

Kratzbaum: Sehr wichtig, damit die Möbel geschont werden.

Sauberkeit: Stellen Sie der Katze ausreichend Katzenklos zur Verfügung.

Sprechstunde: Reden Sie regelmäßig mit ruhiger, tiefer Stimme mit ihrer Mieze – sie wird es lieben!