Wenn Samtpfoten in die Jahre kommen

Das Altern lässt sich nicht aufhalten, aber man kann es mildern und angenehm gestalten. Und vor allem kann man mit etwas Hilfe der Katze einen schönen Lebensabend bereiten. Gut gepflegte Schnurrer können ohnehin steinalt werden. Und das Schöne: Im Gegensatz zu Menschen spüren geliebte Hauskatzen ein hohes Alter erst in ihrem letzten Lebensjahr. Wichtig für Katzenbesitzer ist es jedoch, ihren alternden Liebling genau zu beobachten. Dann kann man eventuelle Leiden zeitgerecht behandeln und in den Griff bekommen – und der Katze zu einem möglichst beschwerdefreien Seniorenleben verhelfen.

Viele Katzenbesitzer registrieren oft gar nicht, dass ihr Liebling schon ziemlich alt ist. Das liegt zunächst einmal daran, dass das Alter meist wenig Einfluss auf den Appetit der Samtpfote hat. Weil sie wie in jungen Jahren gierig und mit der üblichen Energie ihren Futternapf leert, denkt der Mensch nicht daran, dass auch Mieze ins Alter kommt. Es gibt aber ganz bestimmte verräterische Zeichen des Alterns. So sind etwa beim Springen und beim Putzen die ersten typischen Alterserscheinungen festzustellen – beide haben übrigens die gleiche Ursache. „Im Alter werden die Gelenke der Katze steifer, und das führt zu langsameren Bewegungen. Es wird für sie immer schwieriger, auf einen Stuhl, einen Tisch oder – außerhalb des Hauses – auf eine Mauer zu springen. Sehr alte Katzen muss man sogar auf ihren Lieblingssessel heben“, schreibt Desmond Morris in seinem Buch „Catwatching“ (Heyne-Verlag).

Mit dem Nachlassen der Biegsamkeit des Körpers wird es für das ältere Tier auch immer schwieriger, den Nacken zu wenden, um die weniger gut erreichbaren Stellen des Fells zu putzen. An diesen Körperteilen fängt das Fell dann an, struppig zu werden, was ungepflegt aussieht. Ab diesem Stadium braucht die Katze die Hilfe ihres Menschen bei der Fellpflege – es sei denn, man hat schon früher eingeführt, dem Schnurrer mit Kamm und Bürste zu Leibe zu rücken. 

Die älter werdende Katze verändert sich nicht nur körperlich, sondern auch in ihren Gewohnheiten. „Ihre tägliche Routine wird immer gleichförmiger, und Neuheiten, die sie früher vielleicht mit großem Interesse aufgenommen hätte, verursachen jetzt ernsthafte Probleme“, so der englische Verhaltensforscher Desmond Morris. Der jedoch davon abrät, eine junge Katze zur Unterhaltung der älteren anzuschaffen. Das bringe nichts, meint Morris, sondern störe lediglich den Tagesrhythmus des älteren Tieres.

Außer Haus lauern viele Gefahren für Katzensenioren

Das Leben außerhalb des Hauses wird für Katzen-Senioren überaus gefährlich. Bei Auseinandersetzungen mit jüngeren Rivalen haben sie im Alter kaum mehr eine Chance. Jeder Zwist endet für sie mit einer Niederlage. Deshalb sollten Katzenbesitzer den in die Jahre gekommenen Vierbeiner sorgfältig überwachen und eventuelle Verfolgungsjagden genau beobachten. In der Folge sollte man die alternde Katze dann davor schützen, sich ins Getümmel zu werfen. Dabei kann man ihr eine Menge Unannehmlichkeiten und Verletzungen ersparen.

„Glücklicherweise ereignen sich solche gravierenden Veränderungen im Leben der meisten Katzen erst sehr spät. Menschen leiden ungefähr das ganze letzte Drittel ihren Lebens unter Alterserscheinungen, bei Katzen ist es für gewöhnlich nur im letzten Zehntel der Fall“, hat Desmond Morris erforscht. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa zwölf Jahren. Das lässt sich nicht genau berechnen, weil die Bedingungen der Katzenhaltung zu stark variieren. Die allgemeine Richtschnur legt Morris so fest: Ein normales Katzenleben dauert etwa neun bis fünfzehn Jahre. Der altersbedingte Abbau sollte nur im letzten Lebensjahr spürbar sein.

Eine geliebte Hauskatze kann „steinalt“ werden

Immer wieder tauchen Rekordalter-Zahlen domestizierter Katzen auf, wobei schon einmal von 43 Jahren die Rede war. Die höchste gesicherte Lebensspanne einer Katze betrug 36 Jahre. Es handelte sich dabei um eine Tabbykatze namens Puss, die von 1903 bis 1939 lebte. Morris: „Das ist sehr ungewöhnlich und extrem selten. Ernsthafte Bemühungen, über zwanzig Jahre alte Katzen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten aufzuspüren, brachten nicht mehr als eine Handvoll glaubhafter Fälle ans Licht.“ Der Grund dafür liegt auch darin, dass die festgehaltenen Daten nur reinrassige Katzen betrafen, die jedoch viel kürzer leben als die freien Kreuzungen der Hauskatzen oder der Mischlinge. Preisgekrönte und reinrassige Katzen leiden häufig unter Inzucht, was sich verkürzend auf ihr Lebensalter auswirkt. „Gewöhnliche Hauskatzen dagegen erfreuen sich der üblichen Widerstandskraft der Hybridarten und eines gesteigerten körperlichen Durchsetzungsvermögens, wie es nur außerhalb der Zuchten vorkommt“, so Morris. Eine geliebte und umsorgte Hauskatze (ohne Stammbaum) kann sich also locker und fröhlich fünfzehn bis zwanzig Jahre ihres Lebens erfreuen.

Eine Besonderheit bei Katzen ist auch, dass ihre Lebenserwartung höher ist als die von Hunden. Der absolute Rekord bei einem Hund liegt bei 29 Jahren, also sieben Jahre unter dem nachweislichen Höchstalter einer Katze. In Anbetracht dessen, dass größere Tiere im allgemeinen länger leben als kleine, liegt hier eine Umkehr der Zahlen vor. In dieser Beziehung gibt es auch eine Art Wiedergutmachung für kastrierte Kater. Denn diese haben eine deutlich höhere Lebenserwartung als ihre unkastrierten Genossen. Morris: „Die Gründe dafür scheinen darin zu liegen, dass sie in weniger gefährliche Raufereien mit Rivalen verwickelt werden und das sie auch in gewisser Weise gegenüber Infektionen widerstandsfähiger sind.“ Eine sorgfältig erstellte Studie ergab, dass kastrierte Kater eine um drei Jahre höhere Lebenserwartung haben als unkastrierte.

 Die richtige Pflege alter Katzen

 Viel Liebe und Aufmerksamkeit sind das Wichtigste für die in die Jahre gekommene Samtpfote. Das wirkt Wunder. Unentbehrlich ist auch regelmäßige und ausgewogene Ernährung, mit der Katzen-Senioren alle wichtigen Nährstoffe bekommen, die sie brauchen. Nicht zu vergessen auch Ballaststoffe, die für die Verdauung wichtig sind. Eine gleichmäßig warme Umgebung verhindert Erkältungen und Brustbeschwerden. Moderates Training hält die Gelenke beweglich und die Muskeln geschmeidig. Wenn die alte Katze mit Ihnen spielen will, sollten sie ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Spiel ist ein ideales Mittel gegen das Altern.

Achten Sie bei der älteren Katze auf alle Verhaltensänderungen, weil diese darauf hinweisen könnten, dass ein wichtiges Organ angegriffen ist und nicht richtig arbeitet. „Wird die Erkrankung festgestellt, bevor sie zu weit fortgeschritten ist, kann Ihre Katze mit der richtigen Behandlung noch viel länger leben“, schreibt Paddy Cutts im „Grossen Katzenbuch“ (DuMont-Verlag). Die Diagnose sollte natürlich der Tierarzt erstellen, der Blut-, Urin- und Stuhlproben analysieren wird.

 Weitere Zeichen für angegriffene Gesundheit 

0 Appetitlosigkeit: Sie könnte durch Zahnschmerzen ausgelöst werden, was bei älteren Katzen sehr häufig vorkommt. Der Tierarzt kann meist helfen.

0 Außergewöhnlich großer Durst könnte ein Zeichen für Diabetes sein, aber auch durch Leber- oder Nierenprobleme hervorgerufen werden.

0 Paddy Cutts empfiehlt, gelegentlich einen Blick in die Katzentoilette zu werfen, um zu überprüfen, ob der Stuhl der Katze gesund aussieht. Sollte er dünnflüssig oder zu hart sein, deutet dies möglicherweise auf Magen- oder Darmprobleme hin.

0 Unkontrollierter Harnfluss könnte durch eine Lähmung der Blase hervorgerufen werden. Es kann aber auch ein einfacher Blasenkatarrh sein, der sich leicht behandeln lässt.

0 Achten Sie auf Beulen oder Schwellungen. Sie können zwar harmlos sein, sollten aber auf Veränderungen hinsichtlich Größe und Form kontrolliert werden, weil es ja auch ein Tumor sein könnte.

Alles in allem sind ein liebevoller Umgang sowie regelmäßige Betreuung und Pflege das beste Mittel gegen ein vorzeitiges Altern von Samtpfoten.