Die kleinen Katzen großer Männer

Maurice Ravel ließ sich von seinen Katzen musikalisch inspirieren und bei Paul Klee durften sie seine Werke vollenden. Andy Warhol hielt sich eine ganze Kolonie in seinem Haus und Jean Cocteau wird in seinem Grab von einer Katze bewacht.

Teil 3

Der beste Freund des Mannes ist also häufig ein schnurrendes eigenwilliges Wesen. Sam Kalda beschreibt in seinem Buch „Von Männern und ihren Katzen“ die größten Katzenliebhaber der Geschichte. Wie sie mit ihren vierbeinigen Freunden umgingen, die zum Fixstern in ihrem Leben wurden.

 

Maurice Ravel

Katzen in hautengen Anzügen treten nicht nur im Musical „Cats“ auf: Es gibt sie auch in „Das Kind und der Zauberspuk“, einer Oper, die der Komponist Maurice Ravel und die Schriftstellerin Colette gemeinsam geschrieben haben. Die Katzen treten hier als Liebespaar auf und schmusen und miauen ganz opernhaft. Und wenn die Leidenschaft kaum noch auszuhalten ist, wird gelegentlich auch gefaucht. Dieses Kostümspiel erlaubt einen Blick in das geheime Leben des Komponisten als Katzenmann. Maurice Ravel (1875-1937) ist einer der wichtigsten Vertreter des musikalischen Impressionismus und berühmt für sein Meisterwerk „Bolero“. Er bekam schon mit Sieben Klavierunterricht und machte sich später auch als gut gekleideter Dandy – er trug als Erster pastellfarbene Hemden – einen Namen. Ravel kaufte nach dem Ersten Weltkrieg ein kleines Haus in einem verschlafenen Dorf. Hier wohnten seine zwei Siamkatzen. Diese Rasse ist bekannt für ihr auffälliges, fast menschlich klingendes Maunzen. Ravel muss die Musikalität und auch die gelegentliche Dissonanz der kehligen Rufe seiner geliebten Katzen sehr gemocht haben. Und so saßen sie oben auf dem Klavier, als Musen eines der größten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Paul Klee

Eigentlich lernte Paul Klee Geige, verschrieb sich aber schon als Teenager der Malerei. Zunächst schloss er sich dem expressionistischen Blauen Reiter, später der Bauhaus-Schule an. Als „Bauhaus-Buddha“ bekannt, fühlte sich Klee sich in seiner breitgefächerten Motivwahl oft zu Tieren hingezogen. Vor allem Katzen fanden ihren Weg auf einige seiner bekannteren Bilder. Zeit seines Lebens teilte sich Klee Haus und Atelier mit Katzen – anfangs mit Bimbo, später unter anderem mit Fripouille und Nuggi, schließlich mit Bimbo II. Und Klees Katzen hatten alle Freiheiten: Ein Sammler betrachtete gerade eine Zeichnung, als eine der Katzen die Pfote auf das Blatt setzte und begann, darüber zu spazieren. Der Besucher versuchte, sie zu verscheuchen. „Ach lassen Sie doch“, meinte Klee nur, woraufhin der verblüffte Sammler zurückgab: „Aber die Abdrücke auf dem Bild!“ Ganz ruhig antwortete Klee: „Ich weiß. Aber einer von euch Kunsthistorikern sagt dann sich wieder: „Wie hat er diesen Effekt bloß hingekriegt?“

Jean Cocteau

Der französische Künstler, Dichter, Romanschriftsteller und Filmemacher Jean Cocteau bleibt auf ewig der Dandy-Prinz der Moderne. Nachdem er mit 15 sein Elternhaus verließ, schloss er sich in Paris einem Bohème-Zirkel an und begann Gedichtbände zu veröffentlichen. Alsbald schuf er Bühnenstücke und Filme wie „Die Schöne und die Bestie“, „Das Blut eines Dichters“ und „Orphée“. Katzen sind in seinem umfangreichen Werk allgegenwärtig. Cocteau war Mitglied im Pariser Katzenfreunde-Club – er entwarf sogar die Nadel der Clubmitglieder – und ist auf Fotos oft mit seinen Katzen zu sehen. Jean Cocteau (1889-1963) renovierte unter anderem eine Kapelle in Nordfrankreich, deren Innenraum er üppig bemalte. In der Nähe der Eingangstür schaut eine kleine gemalte Katze aus dem Wandbild heraus. Auf seinen Wunsch wurde Cocteau in dieser Kapelle beigesetzt. Über ihn, den „frivolen Prinzen“, wacht nun der aufmerksame Blick einer Katze – so, wie über viele gekrönte Häupter Ägyptens.

Andy Warhol

Nachdem das Arbeiterkind seine Heimat Pittsburgh verlassen hatte, wohnte er beengt auf der Upper East Side in New York und erarbeitete sich mit Schuh-Zeichnungen für Kaufhäuser langsam einen Ruf. In den 1950er Jahren zog seine altersschwache Mutter Julia Warhola zu ihm und die beiden lebten in der winzigen Wohnung eher in Elend denn in Glanz. Neben der Freude am Zeichnen teilten Mutter und Sohn auch ihre Liebe zu Katzen. Später, als die beiden bereits schöner wohnten, bekam Warhols Kater Sam eine Gefährtin. Die beiden produzierten mehrere Würfe Katzenbabys, die alle Sam hießen. Das nunmehr bewohnte Haus des Künstlers wurde zu einer regelrechten Katzenkolonie. Andy Warhol (1928-1987) brachte mit seiner Mutter das prächtig illustrierte Katzenbuch „25 Cats Name Sam and One Blue Pussy“ in limitierter Auflage heraus. Eines dieser Bände wurde 2013 bei einer Auktion um 40.000 Dollar versteigert.

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