„Doktor auf vier Pfoten“ oder „Hunde sind die beste Medizin“

Hunde tun ja so gut. Sie verfügen über Heilkräfte und ihre Anwesenheit wirkt sich positiv auf die körperliche und seelische Gesundheit des Menschen aus. Hunde sind nicht nur die treuesten Freunde des Menschen, sondern auch seine besten Ärzte. Doktor Hund erkennt Krankheiten, lindert Schmerzen und fördert die Genesung. Hunde sind der kürzeste Weg zu besserer Gesundheit und höherer Lebensqualität.

Einen Hund an ihrer Seite konnte sich die vielbeschäftigte Gehirnforscherin und Ärztin eigentlich nicht vorstellen. Als jedoch ihre Mutter vor sechs Jahren den Welpen Snubbi zu sich nahm, war es um Milena Penkowa geschehen. Nicht nur, weil er so süß war, sondern weil er ihr so viel Neues, Epochales und Lebensrettendes beibrachte, das zum großen Nutzen von Menschen und Patienten werden sollte. „Für mich war die Behandlung von Krankheiten immer etwas, das von Ärzten bewältigt werden sollte“, so die dänische Wissenschaftlerin. „Snubbi aber hat mir gezeigt, wie ein Hund die medikamentöse Behandlung oder die Chirurgie ergänzen, optimieren und in einigen Fällen sogar vervollständigen kann.“

Milena Penkowa hat die Zusammenhänge zwischen Hunden und der Gesundheit von Menschen erforscht. Was sie herausgefunden hat: Der Arzt behandelt, aber der Hund kann uns heilen. Diese Erkenntnisse beschreibt Penkowa im Buch „Hund auf Rezept“, das einen Überblick über die wesentlichsten medizinwissenschaftlichen Forschungsergebnisse gibt und dokumentiert, wie, wo und wann ein Hund unsere Gesundheit verbessern kann. 

Dass Hunde Balsam für die Seele sind, wissen Hundebesitzer längst. Aber Doktor Hund kann viel mehr. „Hunde können Krebserkrankungen erschnüffeln, lange bevor diese von unseren modernen Geräten festgestellt werden“, schreibt Penkowa. Und sie ist jedes Mal fasziniert, wie Snubbi überängstliche Patienten beruhigt und Demenzkranke dazu bringt, wieder zu reden, obwohl sie seit mehreren Jahren kein Wort gesprochen haben. Dem Hund reicht es also nicht aus, uns seine bedingungslose Liebe und Ergebenheit zu schenken, „er wirkt auch physiologisch, biochemisch und zellbiologisch auf uns Menschen ein“, so die Gehirnforscherin und erklärt, dass ein Hund unsere Hirnaktivitäten verändert, spezialisierte Nervenzellen aktiviert und uns dadurch eine Reihe an Botenstoffen und Hormonen ausschütten lässt, die für Wohlgefühl sorgen. Wie zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, kann Doktor Hund den Puls und den Blutdruck eines Menschen senken – in Stresssituationen sogar stärker als blutdrucksenkende Medikamente. Und: Hundehalter haben einen niedrigeren Gehalt an Fett und Cholesterin im Blut und müssen deutlich weniger zum Arzt als Menschen ohne Hund.

Hunde wirken wie Schmerzmittel

Hunde halten Menschen nicht nur gesund, sie fördern auch, laut Penkowa, den Genesungsprozess. Weil sie uns Endorphine ausschütten lassen, die schmerzstillend sind.  Hunde wirken also auch als Schmerzmittel. Untersuchungen in den USA haben gezeigt, dass sich Schmerzen von Kindern im Beisein eines Hundes mehr als halbieren können. Eine Studie mit chronischen Schmerzpatienten hat ergeben, dass die Anwesenheit eines Hundes im Wartezimmer ihre Schmerzen stärker linderte als ein entsprechendes Medikament. 

Es ist faszinierend, was Hunde imstande sind. Unsere Beziehung zum Hund hat tiefe Wurzeln in unserer Entwicklungsgeschichte. Der Hund stammt ursprünglich vom Grauwolf (Canis lupus) ab. Er ist das erste Beispiel eines zahmen Tieres in der Weltgeschichte und außerdem das allererste Haustier. Die Bedeutung des Hundes für unser Leben und unsere Gesundheit hat sich über die letzen 35.000 Jahre, in denen Mensch und Hund eng zusammenleben, kaum verändert. Heute allerdings kann die Forschung dokumentieren, wie wir Menschen konkrete Gesundheitsvorteile und verbesserte Überlebenschancen bei Erkrankungen haben, wenn wir mit Hunden verbunden sind. So ist etwa nach einem Herzinfarkt die Überlebensrate von Hundebesitzern höher als von Menschen ohne Vierbeiner. Die Evolution des Menschen hänge untrennbar mit der Entwicklung des Hundes zusammen. Penkowa: „Der Hund hat die Entwicklung und das Überleben des Menschen mehr als jedes andere Tier beeinflusst.“

Hunde haben großes Einfühlungsvermögen

Auch auf Epileptiker kann sich ein Hund positiv auswirken. Nicht nur, weil der Hund einen Anfall vorausspüren und den Patienten warnen kann, beruhigt er ihn auch während eines Anfalls. Neun von zehn Epileptikern haben in einer Studie angegeben, dass sie, seit sie einen Hund halten, durchschnittlich 43 Prozent weniger Anfälle hatten. Und auch bei unheilbar kranken Personen können Hunde wahre Wunder vollbringen. So haben Studien ergeben, dass Alzheimerkranke in Anwesenheit eines Hundes ihr Gedächtnis verbessern.  Hunde stellten sich über einen großen Zeitraum auf den Menschen ein. Schon immer widmeten sie ihm ihre ganze Aufmerksamkeit und entwickelten dadurch das gute Gespür. Kein anderes Tier ist so zu Einfühlung und Identifikation fähig, wie der Hund. Er spürt, was mit seinem Menschen los ist. Dazu kommt sein Geruchssinn. Die Riechfähigkeit des Hundes ist um ein Vielfaches ausgeprägter als die des Menschen. Ein Phänomen ist auch, dass man dieses Verhalten den Hunden nicht antrainieren muss. Es entwickelt sich durch das Zusammenleben des Vierbeiners mit dem Menschen.

Seit einigen Jahren werden die positiven Auswirkungen von Hunden auf das Befinden des Menschen von medizinischen Einrichtungen genutzt. Tiere werden vor allem in der Altenpflege, Behinderten- und Krankenbetreuung als Co-Therapeuten eingesetzt. Und da, wo der Mensch an seine Grenzen stößt, setzt der Partner mit der kalten Schnauze an. „Die Gesellschaft eines Hundes kann fundamentales Gleichgewicht bescheren, das sowohl Schmerz, Leiden als auch Ärzte fernhalten kann“, sagt Medizinerin Penkowa. Zudem gibt ein Hund Geborgenheit und nimmt die Furcht vor anderen Personen und Situationen, die sonst als bedrohlich wahrgenommen werden.

Der Hund ist der treueste Freund des Menschen – und sein bester Arzt.

Zur Person:

DDr. Milena Penkowa arbeitet neben ihrer medizinischen Praxis als Gehirnforscherin an der Universität Kopenhagen. Zudem hat sie eine Ausbildung zur Anwendung von Therapiehunden bei verschiedenen Krankheitsbildern. Sie führt ein eigenes Beratungsunternehmen, in dem sie weiterhin die unmittelbaren Auswirkungen von Tieren auf menschliche Patienten erforscht.

Buchtipp:

Milena Penkowa: „Hund auf Rezept – Warum Hunde gesund für uns sind“, Kynos-Verlag, 24,95 €.