Es klingt unglaublich, aber kürzlich wurde eine Hundestaffel vorgestellt, die darauf abgerichtet ist, Lungenkrebs am Atem von Menschen zu erkennen. Dabei ist aber kein direkter Kontakt zwischen Mensch und Hund nötig. Die Firma, für die diese Supernasen arbeiten, versenden per Post Testmaterial an Menschen, die wissen wollen, ob sie Lungenkrebs haben. Anhand dieser Tests erschnüffeln dann die Hunde den Befund.
Blinden- und Therapiehunde sind für die Menschen, denen sie zu Seite stehen lebenswichtig. Aber auch ganz gewöhnliche Hunde sind oft fähig, verschiedene Krankheiten beim Menschen zu erkennen. Kein anderes Tier ist so zu Einfühlung und Identifikation fähig, wie der Hund. Er spürt, was mit seinem Menschen los ist. Die Tiere nehmen nicht nur Verhaltensänderungen (Muskelzittern, Unruhe, Herzrasen) beim Menschen wahr, sondern auch den veränderten Geruch.
Faszinierend ist, dass Hunde sogar imstande sind, Krebs zu erschnüffeln. Das wurde durch Zufall entdeckt, nachdem bereits vor einigen Jahren ein Vierbeiner den Hautkrebs am Bein seiner Besitzerin entdeckte. Inzwischen sind Experten bereits wieder einen Schritt weiter.
Derzeit wird in Österreich der sprichwörtlich gute Riecher der Hunde eingesetzt, um Lungentumore frühzeitig zu erkennen. Es ist bekannt, dass Krebs den Stoffwechsel des Erkrankten verändert. Ein Tumor sondert spezielle Substanzen, etwa Nitrosamine, ab. Diese und andere Eiweißstoffe kommen über das Blut in die Lungen und werden über die Atemluft abgegeben.
Die steirische Firma Darwin hat jetzt einen Test für zu Hause zum Patent angemeldet. Der Anwender schickt eine Atemluftprobe an die Firma. Der Test besteht aus einem Ballon und einem Glasröhrchen, das Kohlenstoff enthält. Dort bleiben die Moleküle aus der Atemluft hängen, und das ist die Grundlage, mit der die Hunde konfrontiert werden. Die Hundestaffel nimmt in einem speziellen Parcours mit zahlreichen Proberöhrchen die Arbeit auf. Davor riechen die Hunde zuerst an einer eindeutigen positiven Probe. Die Probe einer Atemluft wird in einem mechanisch verschließbaren Röhrchen bereitgestellt, in dem sich ein Absorptionsmittel befindet. In der Praxis sieht dies so aus, dass der Hund entlang einer Versuchsstrecke geführt wird, wo in geradliniger Anordnung mehrere Behältnisse (Röhrchen) aufgestellt sind. Durch die geradlinige Anordnung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines aussagekräftigen Ergebnisses, da die einzelnen Röhrchen äußerlich nicht zu unterscheiden sind und auch keine Wiedererkennungsmomente auftreten können, die das Endergebnis verfälschen.
„Wenn der Hund feststellt, dass an der Geruchsprobe etwas nicht in Ordnung ist, setzt er sich hin“, erklärt Rudolf Aichberger von Darwin. „Insgesamt neun Hunde sind auf Lungenkrebserkennung abgerichtet, die Trefferquote beträgt zwischen 70 und 90 Prozent. Wird eine verdächtige Probe gefunden, müssten erst mehrere Hunde das Testergebnis bestätigen. Erst dann werden diejenigen, die den Test eingeschickt haben, informiert und aufgefordert, einen Lungenfacharzt aufzusuchen.“ Interessant dabei ist, dass Hunde lange bevor das Leiden mit bildgebenden Verfahren festgestellt werden kann, Lungenkrebs riechen können. Deshalb sei laut Aichberger die Methode für die Früherkennung so effizient. Diese ist nämlich bei Lungenkarzinom besonders schwierig, es wird oft zu spät entdeckt, weil es sich meist unbemerkt entwickelt.
Die neun Supernasen – vom Schäferhund über Golden Retriever bis hin zu Dobermann und Mischlingen werden von Wolfgang Gleichweit trainiert, der 30 Jahre lang Polizeihundetrainer war und auch Lawinen- oder Sprengstoffsuchhunde ausgebildet hat. Manche Ärzte sind skeptisch, andere wiederum halten die Krebssuchhunde für einen interessanten Ansatz, fordern aber kontrollierte Studien. „Natürlich wäre es sensationell, früher eine Diagnose stellen zu können. Je eher eine Behandlung starte, desto besser“, so ein Lungenfacharzt.
Warum können Hunde Krebs riechen
Gleichgültig, ob die Vierbeiner als Fährten- oder Spürhunde eingesetzt werden, die hervorragenden Eigenschaften der Hundenase schlagen alle bisher bekannten elektronischen Messgeräte. Der Hund ist von Natur aus ein Nasentier mit einem extrem hoch entwickelten Geruchssinn.
Hunde sind durch Schnüffeln in der Lage bis zu 300 Mal in der Minute einzuatmen. Sie können ein einziges Duftmolekül in einer Billion anderer ausfindig machen. Außerdem besitzen sie die seltene Fähigkeit, auch komplexe Duftmischungen zu erkennen und von anderen zu unterscheiden. „Die Unterscheidungsfähigkeit der Hundenase kann durch entsprechendes Training noch um ein Vielfaches erhöht werden. Es ist nur wichtig, dass dem Hund während der Arbeit genügend frisches Wasser bereit gestellt wird, da die Feuchtigkeit der Nase die Aufnahmefähigkeit von Geruchsstoffen weiter erhöht“, erklärt Trainer Gleichweit. „An und für sich kann man durch regelmäßiges Üben jeden Hund für die Nasenarbeit ausbilden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass einige Rassen, wie etwa der deutsche Schäfer, dafür besonders geeignet sind.“
Der Atemtest der Firma Darwin kostet 98 Euro und ist über Internet oder telefonisch unter +43 3577 22 444 erhältlich.
Informationen unter: www. lungenkrebsfinder.at