Hunde – Allein zu Haus

Zerkratzte Türen, demolierte Sofas, Bellorgien und Heulkonzerte. Der Hund will nicht alleine bleiben und reagiert mit Panik und Zerstörungswut. Für sein Verhalten gibt es viele Ursachen. So kann es sein, dass dem Vierbeiner einfach nur langweilig ist oder er unter Trennungsangst leidet. Es kann auch sein, dass sein Besitzer inkonsequent ist. Herrchen oder Frauchen können herausfinden, welche Probleme ihr Liebling hat und sich dann ans Training mit ihm machen. Danach wird er es schaffen, alleine zu bleiben und die Wohnung heil lassen.

„Jeder Hund kann alleine bleiben“, behauptet Expertin Katrin Voigt, „es ist eine Sache der Übung“. Aus ihrer Sicht gibt es fünf Hauptursachen für das Problem des Alleinseins: 1. Der Hund hat gelernt, dass er Aufmerksamkeit bekommt, wenn er die Wohnung verwüstet. 2. Dem Hund ist langweilig. 3. Er steckt mitten im Zahnwechsel. 4. Er leidet unter Trennungsangst und 5. Der Hundesenior kommt in die Jahre und wird dement. Diese Punkte sollen Hundebesitzern helfen, das individuelle Problem ihres Vierbeiners herauszufinden.

Hunde, die Angst vor dem Alleinbleiben haben, können zu einer großen Belastung werden, weil ständige Anwesenheit für die meisten Menschen nicht möglich ist. Einen jungen Hund kann man sehr einfach daran gewöhnen. Doch auch ein älteres Tier kann lernen, die herrenlose Zeit zu überbrücken. Der Mensch muss aber Geduld haben bei der Erziehung oder dem Umlernen. Hunde sollten so früh wie möglich lernen, dass das Alleinsein für einige Stunden zum ganz normalen Alltag gehört.

Das Heischen um Aufmerksamkeit ist ein großes Thema. Der Hund fordert seinen Menschen genau dann, wenn er sehr beschäftigt ist, legt seinen Kopf in den Schoß, wenn er am Schreibtisch arbeitet oder bellt ohne Unterlass, wenn Frauchen oder Herrchen telefoniert. Als Konsequenz streichelt man das Tier oder gibt nach, anstelle sein nervendes Verhalten zu ignorieren. Und wenn dann der Hund alleine ist, legt er erst richtig los. Diesem Verhalten kann man mit Ignorierzeiten begegnen. Leben mehrere Personen in einem Haushalt, ist es sinnvoll, ein einheitliches Signal (etwa ein Handtuch, das über der Türklinke hängt) für die Ignorierzeiten einzuführen. Der Hund wird also nicht beachtet. Mit einer Ausnahme: wenn er sich auf seinen Liegeplatz zurückzieht. Hierfür soll er Aufmerksamkeit bekommen. Sobald das vereinbarte Signal wieder entfernt wurde, darf das vierbeinige Familienmitglied auch wieder außerhalb seines Liegeplatzes beachtet werden. Übrigens: Das Handtuch dient nicht nur den Familienmitgliedern als Signal, sondern auch dem Hund. Auch er weiß dann, dass Aufmerksamkeit heischendes Verhalten keinen Erfolg bringt.

Ignorierzeiten einführen

Beginnen Sie mit fünf Minuten Ignorierzeit und steigern Sie diese dann Tag für Tag und Woche für Woche. Am Anfang kann sich das Verhalten des Hundes verschlimmern. Halten Sie durch! Nach und nach gehen Sie auch dazu über, nur noch erwünschte Verhaltensweisen zu belohnen, unerwünschte werden ignoriert.

Der Zahnwechsel etwa kann zum Teufelskreis werden. Der Hund hat dabei erfahren, dass es ihm Erleichterung verschafft, Dinge anzunagen. Später hat er dann gelernt, Gegenstände zu zerstören, wenn ihm langweilig ist, weil das für Abwechslung sorgt. Beim Zahnwechsel sollten dem Hund Alternativen angeboten werden. Immer daran denken: Hunde tun nur das, was sich lohnt. Haben sie einmal gelernt, dass das Nagen an Gegenständen angenehm ist, werden sie es auch weiterhin tun.

Hunde, die Kissen zerrupfen, den Müll durchwühlen oder in Blumentöpfen buddeln empfinden Langeweile oder haben Angst. Ob der Hund unter Langeweile oder Trennungsangst leidet, erkennt man daran, dass ein Hund mit Trennungsproblemen das unerwünschte Verhalten immer dann zeigt, wenn er allein gelassen wird. Bei Hunden, die aus Langeweile handeln, ist die Wohnung einmal verwüstet und ein andermal wieder nicht. Hunde, denen rasch langweilig wird, sollte man Alternativen in Form von Spielen anbieten, um ihnen das Warten zu erleichtern.

Trennungsängste sollten mit dem Tierarzt besprochen werden, damit eine entsprechende Behandlung und das richtige Training eingeleitet werden können. Bestrafen Sie den Hund nicht, wenn wieder alles verwüstet hat. Verwenden Sie keine Sprühhalsbänder, die ein Bellen bestrafen. Der Hund zeigt die Verhaltensweisen aus Angst. Bestrafung ist hier fehl am Platz.

Bei Hundesenioren ist die Lösung des Problems oft schwierig. Graue Schnauzen möchten nicht mehr so oft allein bleiben und lieber mit ihrem Menschen mitkommen. Sie leiden oft unter Angst und  Verwirrung, sind leicht erregt und frustriert. Mit jedem neuerlichen Alleinsein verschlimmern sich die Ängste. Sollte der Verdacht bestehen, dass der Vierbeiner dement wird, gehen Sie zum Tierarzt. Auch dementen Hunden kann medikamentös geholfen werden. Viele Hunde werden im Alter anhänglicher und fordern mehr Streicheleinheiten. Geben Sie dem Hund, was er braucht. Bestimmte Massagetechniken können ihn zusätzlich beruhigen und entspannen.

Buchtipp

Katrin Voigt: „Jeder Hund kann alleine bleiben“, Die Tierärztin und Verhaltenstherapeutin beschreibt, wie die Problemursache ermittelt wird und welches Training hilft. Verlag bede bei Ulmer, 9,95 Euro