Ob Lawinen- oder Trümmer-Suchhund – die hervorragend ausgebildeten Rettungshunde leisten dem Menschen wertvolle Dienste. Es handelt sich um Vierbeiner, die unbezahlbar sind. Sie spüren Verschüttete und Vermisste auf, springen in Fluten, um Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren oder erschnüffeln Drogen und Sprengstoff. Ihre großartigen Leistungen ermöglicht ihnen ihre raffiniert ausgestattete Nase, mit der wir Menschen nicht im geringsten mithalten können.
Der Rettungshund ist genau wie der Jagdgebrauchshund ein Arbeitstier im besten Sinn des Wortes. Ohne ihn kann die Arbeit nicht verrichtet werden. In diesem Punkt unterscheidet er sich ganz gewaltig von den Sporthunden auf den Hundeplätzen. Wenn sie einmal versagen, ärgert sich vielleicht der Hundeführer, aber es bleibt ohne Konsequenzen. „Verrichtet ein Rettungshund seine Arbeit nicht zuverlässig, kann ein Mensch dadurch zu Schaden kommen, vielleicht sogar sterben“, schreibt Andrea Freiin von Buddenbrock in ihrem Buch „Der Hund im Rettungsdienst“.
Deshalb sind natürlich nur spezielle Vierbeiner für die Ausbildung als Arbeitshund geeignet. Er muss über erstklassige Gesundheit, große Ausdauer und psychische Widerstandskraft verfügen, einen starken Arbeits-, Such- und Finderwillen sowie einen besonders guten Riecher haben.
Als Rettungshunde sind sowohl Rasse- wie auch Mischlingshunde geeignet. Je nach Anforderung dauert die Ausbildung zwischen anderthalb und drei Jahre. Mit der bestandenen Prüfung ist es aber nicht getan. Es muss ein Hundeleben lang trainiert werden, damit ein verlässliches Rettungsteam auch tatsächlich in Schuss bleibt. Konditionstraining, Weiterbildung und Einsatzübungen gehören zur Tagesordnung für Herr und Hund. Deshalb werden auch an den Hundeführer hohe Anforderungen gestellt. Er muss körperlich und psychisch belastbar sein, Einfühlungsvermögen in den Hund besitzen, über Mut, Leidensfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Teamfähigkeit verfügen. Keine leichte Aufgabe.
Treuer Helfer in der Not
Ein Rettungshund muss sehr viel aushalten und ertragen können und seine Arbeit auch bei Hitze, Kälte, Dunkelheit oder Geräuschbelastung tun. Nach Erdbeben soll er so rasch wie möglich die Menschen unter eingestürzten Häuserruinen finden und nach Lawinenabgängen verschüttete Skifahrer und Snowboarder erschnüffeln. Rettungshunde stöbern verschwundene Kinder und verirrte Menschen auf. Die Hunde werden nach Einsatzbereichen ausgebildet:
Lawinen-Suchhunde stehen stark unter Druck, denn bei niederen Temperaturen ist der rasche Einsatz besonders wichtig. Flächen-Suchhunde finden sich in unwegsamem Gelände zurecht, um Vermisste zu finden. Fährten-Suchhunde sind imstande der Spur zu folgen, die jemand hinterlassen hat – auch mehrere Stunden später. Wasser-Suchhunde sind in der Lage Tote zu finden, die sich unterhalb der Wasseroberfläche befinden oder aber sie spüren die Stelle auf, an der der menschliche Geruch am stärksten ist. Wasser-Rettungshunde wiederum ziehen in Wassernot geratene Menschen an Land. Trümmer-Suchhunde, auch Katastrophen-Hunde genannt, spüren Menschen auf, die verschüttet wurden. Diese Tiere kommen nach Erdbeben, Überschwemmungen, Explosionen, Eisenbahn- und Grubenunglücken, Flugzeugabstürzen oder Gebäudeeinstürzen zum Einsatz. Ihre Arbeit ist die anspruchsvollste und gefährlichste unter den Rettungshunden, weil bei keiner anderen Aktion so viele verschiedene Probleme auf das Tier zukommen. Ein gut ausgebildeter Katastrophenhund kann sogar Verschüttete in fünf Metern Tiefe aufspüren und auch, durch diverse Verhaltensweisen seinem Hundeführer anzeigen, ob das Opfer noch lebt oder bereits tot ist.
Damit ist das Einsatzgebiet für die Vierbeiner mit dem guten Riecher noch nicht erschöpft. Polizei und Drogenfahnder sind auf sie angewiesen, um Verbrechern auf die Spur zu kommen. Selbst hinter Stahlwänden können Polizeihunde Rauschgift erschnüffeln. Diese Fertigkeit erlernen sie dadurch, dass sie bei der Ausbildung mit Drogen gefülltes Hundespielzeug aufspüren müssen. Ebenso werden von der Polizei bereits seit Jahrzehnten Sprengstoff-Spürhunde eingesetzt. Sie machen ihre Arbeit bei Durchsuchungen nach Bombendrohungen oder beim Aufspüren von Waffen und Bombenteilen. Sogar die Ölindustrie ist schon auf den Hund gekommen. Speziell ausgebildete Labrador-Retriever versehen ihren Dienst an den Pipelines in Nordamerika, an denen manchmal Lecks auftreten. Die Tiere reagieren auf einen im Öl enthaltenen Stoff und können so undichte Stellen rasch aufspüren.
Wie macht das der Hund?
Der Geruchssinn ist ein bereits sehr früh ausgeprägter Sinn. Schon bei Neugeborenen (Mensch wie Hund) ist er der am besten entwickelte Sinn. „Die Milchquelle wird nicht mit den Augen, sondern mit der Nase gefunden, da alle anderen Sinne noch nicht voll entwickelt sind“, so Buddenbrock, „der Geruchssinn wecke in uns auch die allerfrühesten Erinnerungen“. An gewisse Gerüche gewöhnen wir uns und nehmen sie oft nicht mehr wahr. Bei Hunden scheint das ähnlich zu sein. Umgekehrt aber sind sie in der Lage, einen Geruch unter vielen herauszufiltern.
Die Nase des Hundes ist besser ausgestattet als die des Menschen. Seine Nasenlöcher kann er bei Bedarf weiten, um mehr Luft einzusaugen. Dahinter liegt das so genannte vomeronasale Organ, ein enger Kanal, mit Riechepithel ausgekleidet und etwa 608 Nervenbündeln, die es direkt mit dem Riechhirn verbinden. Dieses Organ (das Vomeronasalorgan) ist beim Menschen, wenn überhaupt, nur rudimentär ausgeprägt. „Die Nasennebenhöhlen feuchten die Luft an und erwärmen sie. Beim Hund ist die Hälfte der Nase und etwa ein Achtel des Gehirns dem Geruchssinn gewidmet, wohingegen das Geruchssystem des Menschen nur verschwindend gering angelegt ist“, erklärt die Autorin. Das Riechepithel in der Nase macht nur wenige Quadratzentimenter, also einen Bruchteil aus. Menschen verfügen über etwa fünf Millionen Riechzellen, große Hunde über 220 Millionen. Generell kann man sagen, dass der Hund etwa 44 Mal besser riecht als wir Menschen.
Die Witterung eines Menschen
Der Körper des Menschen ist die Quelle der Witterung für den Hund. Sie besteht aus einer Kombination von Haaren, Hautschuppen, Schweiß und anderen menschlichen Sekreten wie Urin, Sperma, Speichel, Aerosole der Atemluft, Ohrenschmalz etc. Buddenbrock: „Daraus entsteht ein spezifischer Geruch, den der Hund wahrnimmt.“ Lässt man einen Suchhund an einem Kleidungsstück eines Vermissten riechen, versucht er mit diesem Geruch in der Nase die Spur aufzunehmen.
Die Ausbildung eines Rettungshundes beginnt bereits im Welpen- und Junghundealter. Schon da wird der Vierbeiner mit verschiedenen Umweltsituationen und Trainingsutensilien vertraut gemacht. In kleinen Schritten, die der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit entsprechen, wird das Tier an seine späteren Aufgaben gewöhnt. Junge Hunde sind sehr verspielt und extrem neugierig – und genau diese Eigenschaften werden genützt und gefördert. Der junge Hund kommt mit vielen Menschen und auch anderen Tieren zusammen und wird darauf trainiert, sich bei Wind und Wetter, Dunkelheit oder fremder Umgebung zurechtzufinden. Wichtig dabei ist, dass das Tier nie überfordert wird und keine schlechten Erfahrungen macht. Der Hundeführer muss stets eine Stütze sein und Sorge tragen, dass sein Schützling Freude an der Arbeit hat und trotzdem gehorsam ist und Kommandos befolgt.