Dass Hunde, Katzen und auch Pferde primäre Gefühle wie Angst, Wut und Überraschung empfinden, gilt in der Wissenschaft als Tatsache. Umstritten war jedoch bisher, ob die Vierbeiner auch andere Gefühlsregungen wie etwa Eifersucht haben können. In einer Studie wurde jetzt bestätigt, was für Tierbesitzer längst klar ist: Vierbeinige Gefährten können eifersüchtig sein. Und wie.
Die so genannten sekundären Gefühle wie Scham, Schmollen, Verlegenheit, Angst, Wut und eben Eifersucht wurde Hunden aus streng wissenschaftlicher Sicht bisher abgesprochen. Eifersuchts- oder andere Ausbrüche waren exklusiv nur Menschen und Schimpansen vorbehalten, weil bei anderen Säugetieren die dazu nötigen kognitiven Fähigkeiten schwerer erkennbar sind. Doch die Studie von Paul Morris und Christine Doe von der Universität Portsmouth, die sie an tausend Hunden und deren Besitzern durchgeführt haben, zeigt, dass sich Bello, Fifi oder Tasso ganz schön auf die Palme treiben lassen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Mehr als achtzig Prozent der beobachteten Dackel, Pudel, Terrier oder Schäfer zeigten teils massive Symptome von Eifersucht oder Abneigung gegenüber dritten Personen oder anderen Tieren, wenn sie sich gegenüber diesen zurückgesetzt fühlten. Einzelne der Mimosen benahmen sich sogar wie „zum Date uneingeladene Anstandswauwaus“, wie Morris anmerkt.
Hunde können also genauso eifersüchtig sein wie Menschen. Laut Morris fühlen sich die Vierbeiner manchmal wie ein vernachlässigter Partner in einer Dreiecksbeziehung. Wollen beispielsweise Herrchen oder Frauchen mit dem Partner alleine sein, stört der vierbeinige Liebling das Paar absichtlich in seiner Zweisamkeit, weil er sich nicht genug beachtet fühlt. Hunde entwickeln auch andere komplexe Gefühle wie etwa Verlegenheit. Für viele Hundebesitzer wird sich das gar nicht so neu anhören. Sie können ähnliche Vorgänge wahrscheinlich bestätigen und kennen längst die durchaus „menschlichen Züge“ ihres Vierbeiners. Man denke nur daran, wie sich Hunde eifersüchtig zwischen Menschen, aber auch andere vierbeinige Genossen drängeln. Wie sie es schaffen, beschämt mit „Dackelblick“ den Kopf zu senken, um letzteren durchzusetzen. Oder wie sie sich mit eingezogenem Schwarz verlegen oder schuldbewusst in ihre Ecke verdrücken und sehnlich darauf warten, dass Herrchen oder Frauchen ihnen vergibt und sie wieder aus ihrem Schmollwinkel lockt.
Vermenschlichte Hunde können gefährlich werden
Eifersuchtsgefühle bei Hunden können aber auch gefährlich für den Menschen werden, ganz besonders für kleine Kinder. Dann nämlich, wenn plötzlich Nachwuchs da ist und der Hund seine Position verloren sieht, weil sich alles um das Baby dreht. Dabei ist es schon zu Katastrophen gekommen, wenn der Hund davor als Ersatzkind gehätschelt wurde. Dadurch ist er in den obersten Rang erhoben worden – und dann kommt ein Rudelrivale in Form eines Welpen auf zwei Beinen hinzu. Die Rudelordnung ist aufgelöst, der Hund sieht sich in seiner Position gefährdet. Welches Lebewesen wäre da nicht eifersüchtig? Jetzt reagiert er, der zuvor als Einzelkind behandelt und vermenschlicht wurde. Für Tierexperten steht aber in solchen Fällen eindeutig fest. Der Hundehalter hat als Rudelführer versagt.
Kinder, die durch ein neues Geschwisterchen in der Familie ihre Position ebenfalls teilweise aufgeben müssen, reagieren je nach Charakter einmal sanfter, ein anderes Mal heftiger. Im Prinzip reagieren sie nicht viel anders als ein Hund, der auf seine Art seine Position verteidigt – durch Bellen und Beißen. Aber nur, weil man ihn vermenschlicht und in eine nicht artgerechte Position gehievt hat.
Eifersucht ist nicht angeboren, sie wird provoziert – und ist immer von Verlustängsten geprägt. Eifersucht empfinden Tiere auch untereinander. Tritt sie verstärkt in einem Haushalt auf, herrscht Zähnefletschen und Geknurre, ist meist der Mensch selber daran schuld. Offenbar wird eines der Tiere bevorzugt. Hier können sich massive Verlustängste breitmachen. Und dabei geht nicht nur um den Verlust der Zuneigung des Rudelführers, sondern auch um Existenzielles. Herrchen oder Frauchen könnte auch noch das Futter entziehen. Futterneid ist eine Form von Eifersucht.
Es liegt also in der Hand des Menschen, Verhalten und Gefühle seines Vierbeiners in die richtige Richtung zu lenken.