Wie sehr Hunde wohlerzogene Menschen schätzen

Bei der Beobachtung mancher Herrchen und Frauchen mit ihren Hunden stellt sich die Frage, wer da eigentlich wen an der Leine führt. Es scheint nämlich so, als würde oft der Vierbeiner den Ton angeben und vom Zweibeiner Gehorsam verlangen. Lesen Sie, wie Hunde ihren Menschen erziehen, welche Tricks und Raffinessen sie dabei anwenden – und was sonst noch so alles in den Vierbeinern vorgeht. Eine amüsante Betrachtung.

Es geht doch nichts über einen wohlerzogenen Menschen, der uns das Abendessen bereitet und uns die Kissen im Körbchen aufschüttelt, wenn wir nach einem anstrengenden Nachmittag im Park nach Hause kommen“, erkennt der kluge Hund und macht den Menschen zu seinem besten Freund. Ein gut erzogener Hund kommt nicht von ungefähr: Gute Erziehung fängt beim Menschen an. Mich erstaunt immer wieder, dass Hundebesitzer von ihrem Vierbeiner Contenance und makellose Manieren erwarten, ihrerseits aber herumschreien, weder ordentlich an der Leine gehen, noch „Bitte“ oder „Danke“ sagen können – geschweige denn, die Hinterlassenschaften ihres Vierbeiners zügig verschwinden zu lassen. So beginnt das neue Buch von Katharina von der Leyen „Der Hund von Welt“ (Verlag Kosmos).

Darin beschreibt die Autorin mit einem Augenzwinkern die Erziehung von Mensch und Hund. Sowohl aus der Sicht des Hundehalters wie auch der Vierbeiner. Und seien wir ehrlich – es geht doch nichts über einen beispielhaft erzogenen Menschen. Der moderne Hund ist selbstbewusst und anspruchsvoll. Und zwischendurch unglaublich raffiniert. Die Bestseller-Autorin („Dogs in the City“) lebt selbst mit vier Hunden, die einiges zu sagen haben.

Das Zauberwort erfolgreicher Erziehung sei Geduld, so Hundedame Luise. „Der Hund muss erst einmal lernen, sich selbst im Griff zu haben, bevor er versuchen kann, seinen Menschen unter Kontrolle zu bekommen.“ Ein Hund, der vom Menschen zurechtgewiesen wird und zur Strafe seinen nächstbesten Schuh zerkaut, tue sich nichts Gutes. Der Mensch verliere dadurch das Vertrauen. „Meine Hunde haben mir beigebracht, sie nicht als kleine, haarige Versionen des Menschen zu betrachten, sondern nie zu vergessen, dass wir zwei völlig unterschiedlichen Spezies angehören – egal wie ähnlich wir uns manchmal zu sein scheinen“, so Katharina von der Leyen. „Ein guter Hundemensch wird nicht versuchen, das Unmögliche von sich und seinem Hund zu verlangen.“ Der Schlüssel liegt im gegenseitigen Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen des anderen.

Liebesbeweise

Hund Harry sagt über sein Frauchen: „Wir haben in den Jahren nie die Pfote gegen Katharina erhoben, sie aber trotzdem von ihrer Angewohnheit kuriert, einfach auf- und davon zu gehen. Wann immer wir sehen, dass sie einen Koffer packt, legen wir uns davor und betrachten sie schweigend aus großen, unglaublich traurigen Augen. Meistens packt Katharina daraufhin den Koffer wieder aus und sagt sämtliche Flüge und Termine ab mit der Begründung sie wäre krank geworden.“ Ja, so funktioniert das. Ein anklagender, trauriger Blick des Vierbeiners lässt alles andere vergessen. Gleichgültig, was auch immer er angestellt und wie schlecht er sich benommen hat.

Wie sehr der Mensch seinen Hund liebt, lässt sich laut Hundedame Ida folgendermaßen feststellen: Das Spielzeug sollte rundum üppig eingespeichelt werden, um es anschließend dem Menschen auf den Schoß fallen zu lassen. „Wenn der Mensch es mit Selbstverständlichkeit in die Hand nimmt und wirft – bingo! Das ist Liebe.“

Aber auch umgekehrt ist es so, dass Menschen dauernd bewiesen bekommen wollen, wie sehr sie geliebt werden. Ein beliebter Loyalitätstest ist es, den Hund zwischen sich und eine andere Person zu setzen, die der Hund sehr schätzt. Dann soll der Hund mit lockenden Gesten auf einen der beiden zulaufen. Menschen denken, auf diese Weise würde der Hund eine bestimmte Vorliebe für einen der beiden demonstrieren. Das sei beleidigend, denn Liebe und Loyalität eines Hundes sollte nicht als Amüsement für andere missbraucht werden. Als Reaktion empfehlen die Vierbeiner: „Da muss man den Menschen brutal auflaufen lassen, indem man einfach aus der Mitte in eine andere Richtung geht und sich mit einem verachtenden Gesichtsausdruck schlafen legt.“ Also, liebe Leute, verzichten Sie im eigenen Interesse auf solche Tests.

Sorgen Sie lieber dafür, dass Ihr Hund Sie versteht. Lernen Sie zuerst einmal, Worte korrekt und deutlich auszusprechen. „Reden Sie Deutsch und versuchen Sie nicht, mit Ihrem Hund in seiner Sprache zu kommunizieren“, empfiehlt Königspudel Harry. Und nicht vergessen: Freundlichkeit ist Trumpf. Ein glücklicher Hund ist immer noch besser als 100 unglückliche Hundebesitzer.

Bettgeflüster

Menschen, die sich einen Hund anschaffen, müssen auch rasch lernen, dass ihnen bestimmte Möbelstücke nicht mehr zu Verfügung stehen. Der Vierbeiner macht sich auf seinem Sofa und seinen Lieblingsplätzen breit.

Zu den wichtigsten Tätigkeiten im Leben eines Hundes gehört der Schlaf. Den braucht er, um sich zu erholen und wieder zu Kräften zu kommen. Ein gut ausgebildeter Mensch sorgt dafür, dass der Hund es bequem hat. Hundebetten seien schön und gut, befinden sich aber gewöhnlich auf dem Fußboden. „Der Hund schläft aus historischen Gründen der besseren Aus- und Übersicht allerdings lieber erhöht.“ Dafür entsprechen weder Sessel noch andere Möbelstücke den ergonomischen Bedürfnissen des liegenden Hundes. Deshalb sei das menschliche Bett der einzig angemessene und geeignete Schlafplatz für den Hund. Der Nachteil: Dass es der Mensch seinerseits auch für den besten Schlafplatz hält und den Hund meist abrupt stört, wenn er plötzlich dort auftaucht und darauf besteht, das Bett zu teilen. Vierbeiner Fritz dazu: „Häufig beginnt ein Kampf, der bis tief in die Nacht, manchmal gar bis in die Morgenstunden dauern kann.“

Was Besuche im eigenen Zuhause – also dem Territorium des Vierbeiners – betrifft, sollte der Hund darauf achten, dass der Mensch seine Bekannten sorgfältig auswählt. Grundsätzlich sei Besuch etwas Nettes, vor allem wenn er ehrlich gemeinte Aufmerksamkeit schenkt oder ein Spielzeug mitbringt. Das bedeute trotzdem nicht, dass der Hund mit jedem dahergelaufenen Gast einverstanden sein muss. Hunde haben so ihre Tricks, um ihren Menschen verstehen zu geben, dass sie auf bestimmte Personen aus ihrem Bekanntenkreis verzichten können. Der Hund dürfe sich dabei nicht als Stinkstiefel aufführen, sondern müsse immer leise, aber wirkungsvoll der entsprechenden Person seine Abneigung kundtun.

Noch ein paar Wort zu Hundedamen. Sie sind komplizierte, hochsensible Wesen. Ihnen gegenüber sollte man sich ein wenig anders benehmen als bei anderen Hundkumpels. Hundelady Luise sagt: „Man muss Jungs rechtzeitig und von Anfang an beibringen, aus welcher Richtung der Wind weht. Divas werden nicht geboren, sondern dazu gemacht. Glauben SIe mir: Ich bin ein unwiderstehlicher Männermagnet.“ Sie weiß einfach ein, zwei Dinge, die Rüden zum Knurren, Winseln oder Jammern bringen. Und hat schon vor langer Zeit verstanden, dass das Zeichen für wahre Liebe „ein Stück Wurst unter dem Kissen ist“.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.